Kunsthandwerklich geschnitzte Wappenschilder
- Joost Schloemer

- 24. März 2023
- 3 Min. Lesezeit
Warum kunsthandwerklich geschnitzte Wappenschilder ihren Preis wert sind
Wenn Menschen den Preis eines geschnitzten Wappenschildes (Relief oder 3d-ausgesägt) hören, denken sie oft: "Ist doch nur Holz – warum so teuer?" Dabei geht es nicht um Wunschdenken: Maßgeblich sind die handwerkliche Präzision, die individuelle Unikatfertigung, die nur echte Handarbeit ermöglicht.

🎨 Jedes Stück ist ein Unikat – keine Massenware
Ein kunstvoll geschnitztes Relief entsteht niemals auf Band oder durch Kopierfräsen, sondern einzeln und ausschließlich per Hand. Jeder Schnitt, jede Kontur und jeder Schattenverlauf wird vom Schnitzer neu gesetzt – mit seinem Blick, seiner Technik und seinem intuitiven Gespür fürs Holz.
Anders als bei CNC oder Frässystemen, die ein digitales Vorbild hundertfach identisch reproduzieren können, bewirkt die Handarbeit kleine Nuancen in jedem Stück – was es zum einmaligen Kunstwerk macht. Wie ein Holzbildhauer treffend bemerkt:
Mass production has no artistic form but rather becomes generic room decor.
Wer also Wert auf Einzigartigkeit, Charisma und Ausdruck legt, zahlt nicht für die Kopie – sondern für mitdenkende Hände hinter der Oberfläche.
✂️ Filigrane Details verlangen Stunden, keine Minuten
Die wirkliche Differenz beginnt im Detail: Bei filigranen Schnitzwerken – etwa mit feinen Linien, winzigen Reliefzonen oder fein abgestuften Tiefeverläufen – muss jede Klinge ruhig geführt, jedes Mikro-Stück Holz untersucht werden. Was im Volksmund einfach „filigran“ heißt, bezeichnet in der Fachsprache eine extrem feingliedrige Dekorform, in der jeder Millimeter eine eigene Technik erfordert – und entsprechend Zeit kostet.
Während ein einfacher Entwurf in wenigen Stunden realisierbar wäre, kann bei aufwendiger Ornamentik die Arbeitszeit um den Faktor drei oder mehr steigen. Dazu kommen Nachschleifen, Schleifpapier, Präzisionskorrekturen – die Anfertigung eines einzigen, klein erscheinenden Motivs kann so über Tage dauern.
⏳ Warum Zeit Geld ist – echte Kostenrechnung
Selbst in kleinen Werkstätten rechnen Handwerker ihren Aufwand nach exakt erfassten Stunden. Der ausgewiesene Stundensatz deckt nicht nur den Lohn, sondern auch Gemeinkosten wie Werkstattmiete, Versicherungen, Energiekosten und notwendige Infrastruktur.
Laut der Handwerkskammer beläuft sich für kunsthandwerklich geschnitzte Wappenschilder ein brutto-übliches Stundenverrechnungssatzspektrum auf etwa 60 bis 80 Euro; bis zu 70 % davon decken Gemeinkosten, Lohnnebenkosten und kalkulatorischen Unternehmerlohn ab. Ein kunstvoll geschnitztes Schild, bei dem etwa 20 bis 40 Arbeitsstunden aufgewendet werden, ist also kein Preisfantasie –, sondern das Ergebnis reeller, nachvollziehbarer Handwerkstechnik.
🤖 Warum CNC keine Alternative ist
CNC- oder Kopiermaschinen mögen schneller sein, wirken aber wie eine Digitalkunst ohne Leben: Sie reproduzieren ein Muster unverändert – ohne Verständnis für Holzstruktur, ohne Variation und ohne künstlerisches Bewusstsein. Der Entwurf wird mechanisch 1:1 umgesetzt – jedes Exemplar identisch zum ersten. Wo gilt: keine Farbe, keine Tiefe, kein persönlicher Touch – sondern eine Maschine, die auf Knopfdruck produziert.
Handgeschnitzt hingegen trägt jeder Millimeter die Handschrift des Schnitzers – ganz persönlich, lebendig, unverwechselbar.
💡 Warum das für Museen wichtig ist
Für ein Haus, das traditionelle Symbolik, lokale Kultur und stilistische Authentizität vermittelt, ist es entscheidend, Besuchern transparent zu machen:
Warum ein Preis jenseits einfacher Produktion legitim ist: Er steht für Kunst, Zeit und bedeutende Handarbeit.
Wie der Unterschied sichtbar wird: Entwürfe, Zwischenzustände oder Beispielreliefs verdeutlichen die Zeitinvestition.
Warum das Unikat relevant bleibt: Gerade in Zeiten digitaler Replikation steht die Wertschätzung echter Handarbeit zunehmend im Fokus.
Fazit
Ein kunstvoll geschnitztes Relief ist kein Konsumartikel, sondern kulturelles Kulturgut. Zwischen maschineller 1:1-Produktion und echter Holzschnitzkunst steht die Arbeit eines Menschen, das augenblickliche Erfühlen des Materials, und das gemeinsame Entstehen von Form und Bedeutung, so thetralisch das klingen mag.






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